Neuer Veranstalter, alte Probleme

 

Da wir aufgrund der teaminternen „Notbesetzung" das sportliche Geschehen relativ schnell durchgesprochen haben, bleibt in diesen Zeilen mehr Luft für eine sportpolitische Nachschau der Veranstaltung.

Die erstmalig vom Rennsportteam durchgeführte Bergprüfung Geislohe wurde von vielen Fahrern leider nicht im gewünschten Umfang angenommen, die Gründe hierfür sind ebenso vielfältig wie mitunter nachvollziehbar. Auch wir waren durch die Hochzeit eines dem Team nahestehenden Fahrerkollegen (-an dieser Stelle nochmal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH an Andre & Karina Wiebe) wie oben bereits erwähnt nur mit einem Minimalaufgebot vor Ort. Den übrigen durch Abwesenheit glänzenden Meisterschaftsteilnehmern war meinen Ohren nach entweder die Anreise zu weit, der Aufwand entsprechend für einen Tag zu groß, man befand bzw. befindet sich in den verdienten Sommerferien, hat alle Hände voll im und ums eigene Heim zu werkeln, besucht betrieblich geforderte Fortbildungskurse, oder, oder, oder! Egal welchen Grund es auch immer gibt oder gab, man muss sicherlich festhalten dass es für den Veranstalter stets mehr als schade ist wenn ihre Arbeit im Vorfeld und an der Veranstaltung selbst durch Starterzahlen nicht zu 100% honoriert wird. Denn eines muss man definitiv sagen:

Die (von mir erstmals befahrene) Strecke hat es trotz ihres relativ kurzen Layouts durchaus in sich! Die ca. 1.300 Meter bieten Mutpassagen, 180 Grad Kehren, Bremsschikanen, und, und, und! Somit mangelt es an Nichts von dem was sich der „typische Bergfahrer" so wünscht!

Die im Vorfeld geäußerten Bedenken dass die mittlerweile überwiegend im Slalomsport aktiven Veranstalter den Berg durch unnötig viele Pylonen zwangskastrieren, zerschlug sich Gott sei dank bereits kurz nach der Ankunft.

Woran hat es also gelegen? Die Analyse sollte wenn überhaupt nur der veranstaltende Club durchführen, die oben genannten Punkte mögen hierzu vielleicht erste Anhaltspunkte geben. Übergreifend muss man natürlich festhalten, dass sich der wilde „Südwesten" über Jahre hinweg eine Wohlfühlsituation geschaffen hat, welche dadurch auch immer wieder neue Fahrer aus eben dieser Region anlockte und so bei den Starterzahlen mittlerweile stabil bis sehr gut da steht.

Es scheint somit ein regionales Problem zu sein, wie man auch am Beispiel von der nicht mehr stattfindenden Veranstaltung „Bebra am Stock" feststellen konnte. Diese (für mich anspruchsvollste = beste) Strecke konnte ebenfalls nie die Starterzahlen erreichen welche zu dieser Zeit vergleichsweise im südwestdeutschen Raum an der Tagesordnung waren.

Selbst die Einführung von Faktorrennen brachten nie wirklich den gewünschten Erfolg... Was ja eigentlich an sich schon klar ist, denn wenn man bspw. aus Kostengründen oder weil man wirklich verhindert ist einer Veranstaltung fern bleibt, dann hat man halt auch durch diese Regelung nicht plötzlich mehr Geld, Zeit oder Lust. Ganz davon abgesehen dass einige andere Veranstalter damit liebäugelten ihre Doppel- dann ebenfalls auf eine Tagesveranstaltung zu verkürzen um in den Genuss des Faktors zu kommen.

Auch Aussagen wie „früher sind wir jedes Wochenende xxx Km gefahren und haben uns nicht beschwert" oder sonstige Stammtischparolen mögen ja dem Grunde nach stimmen, helfen den betroffenen Veranstalter aber in ihrer Situation auch nicht weiter. Vielmehr muss man verstehen und vor allem auch respektieren, dass sich die Zeiten geändert haben und Motorsport vereinfacht gesagt ein angebotenes Produkt ist, dessen Erfolg sich an der Nachfrage messen lässt und welches man sich sowohl in monetärer als auch in zeitlicher Hinsicht leisten können muss.

Ebenfalls zur freien Marktwirtschaft gehört der Konkurrenzkampf mit anderen „Anbietern"! Auch hier stehen die einzelnen Veranstalter in einem harten Wettbewerb miteinander. Nicht nur NAVC intern - sondern auch mit dem DMSB; welcher mit den Bergrennen Eschdorf, Wolsfeld und Homburg weitere Hochkaräter im Südwesten anbietet. Nicht vergessen werden dürfen in der Aufzählung natürlich auch die „freien Bergennen" wie etwa Ransel und Queidersbach. Rein von den Startgeldern muss man leider aber auch sagen, dass "wir" uns hier sehr in die erste Liga nach oben geschaukelt haben.

Man sieht also dass der teilnehmerstarke Südwesten allein durch die Bergrennen bereits extrem gut abgedeckt wird, ohne zusätzlich in Betracht zu ziehen dass bspw. wir Saarländer (St. Wendel) bis zum Nürburg- sowie zum Hockenheimring nur 90 Minuten Fahrtzeit haben & die Rallye Weltmeisterschaft in eigenen Landkreis gastiert!

Alle diese Großveranstaltungen verteilen sich auf wenige Wochen zwischen Mai und Oktober! Nimmt man sich nun noch die stetig steigenden Lebenshaltungskosten, so zeichnet sich langsam aber sicher ein Bild davon wieso manche Veranstaltungen weniger im Fokus der einzelnen Fahrer stehen! Durch eben die geringer zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel holt man sich vielleicht auch den ein oder anderen (regionalen) Sponsor ins Boot, bei welchem ebenfalls ein überhöhtes Interesse daran besteht dass der Hauptaugenmerk bei der Streckenauswahl in erster Linie „sein" Einzugsgebiet abdeckt, wodurch er sich eine Refinanzierung seiner investierten Gelder erhofft. 

Die Kette der Gründe einer eventuellen Nichtteilnahme ist somit fast unendlich lang und man kann nur wenig gegensteuern. Selbst der Wegfall des ach so bösen Streichers hat hier ja nun nachweislich keine Besserung gebracht, vielleicht sogar das Gegenteil bewirkt (aktuelles Beispiel s.u.). Denn wer fährt denn wirklich um die Meisterschaft in einer Klasse? Das sind erfahrungsgemäß höchstens drei Frontrunner je Klasse und der Rest schreibt sich bereits zu Beginn des Jahres ohne ernsthafte Absichten Meister zu werden in die BM Liste ein. Letzteren (= der deutlichen Mehrheit in jeder Klasse) ist es somit auch egal ob alle Läufe zählen und ob sie am Ende nun vierter oder siebter oder gar zehnter werden!

Beispiel aus diesem Jahr:

- Keine Teilnahme in Geislohe (Gründe erst einmal vollkommen egal)

...und schon ist der Meisterschaftszug unwiederbringlich abgefahren, bzw. man hechelt den Rest der Saison einem riesigen (ca. 20 Punkte) Rückstand hinterher, welcher durch die bei den restlichen Rennen gut gefüllten Klassen und den damit verbundenen eng gestaffelten Punkteabständen zwischen den einzelnen Platzierungen nur durch den Ausfall eines Konkurrenten wieder kompensiert werden könn(t)en. Somit Aussage des betroffenen Fahrers:

- Hätte ich Geislohe jetzt als Streicher nehmen können, WÄRE ich nach Bergen gefahren und wieder mittendrin im Kampf.

Hätte, hätte, Fahrradkette. Fazit aus diesem kurzen Beispiel ohne es näher zu beurteilen ist nun, dass der betroffene Fahrer derzeit erwägt auch nicht bei der Veranstaltung des MSC Jura an den Start zu gehen. Leider dreht sich die Abwärtsspirale ja noch viel weiter... ist man erst einmal raus aus dem Meisterschaftsrennen und bei einer Veranstaltung regnet es in Strömen, so brechen den Veranstaltern die Starter weg, da (kaum) jemand gerne im Regen fährt und aufgrund seiner Tabellenposition lieber sein Auto unbeschadet auflädt und nach Hause fährt; geschehen Klotten im Jahr 201? (Bollenbach glaub auch schon). 

Bevor wir zum sportlichen übersetzen, sei noch ausdrücklich erwähnt dass ich hier keine Partei für oder gegen irgendeine Seite ergreife oder die jeweils getroffenen Entscheidungen sowohl seitens der Veranstalter als auch einzelner Teilnehmer befürworten, verurteilen oder in irgendeiner Form bewerten möchte. Vielmehr ging es darum aufzuzeigen wie vielfältig die Gründe für eine Nichtteilnahme sein -und welche weitläufigen Folgen in Suhl getroffene Entscheidungen nach sich ziehen können

So, Bestandsaufnahme beendet und damit schnell rein in die Klasse 4 zu unsrem jung gebliebenen Senior Helmut Salm, welcher bereits vor Jahren Erfahrungen auf dieser Strecke sammeln konnte. Leider half ihm das aus Sicht seiner Platzierung nicht so sehr wie gewünscht, musste er doch seine beiden stärksten Konkurrenten ziehen lassen und sich mit Position drei zufriedengeben. 

„Meine" Klasse 10 war mit neun Startern erfreulich stark besetzt, was dann aber auch - abgesehen vom Endergebnis auch das Ende der positiven Nachrichten für mich bedeuten sollte. Keinen der Läufe konnte ich ohne Probleme beenden und diese brachten mich ehrlich gesagt ziemlich ausm Tritt, so dass ich mir einen ziemlichen Mist zusammenfuhr... Glück im Unglück dass dabei dennoch der Klassensieg für mich heraussprang. Nun gilt es die Probleme zu analysieren und bestmöglich bis zum nächsten Lauf abzustellen. 

Nils Michel, welcher uns in der Klasse 12 vertrat kam mit der Strecke scheinbar sehr gut zu Recht und erreichte in seinem Corrado hervorragende Zeiten, welche ihn hinter den bärenstarken Mitsubishi Evo der Familie Herget aufs unterste Treppchen hoben. 

So viel zu der sportlichen Seite, nächstes NAVC Event ist dann die Veranstaltung des MSC Jura am 28.07.2019, einige von uns wird man hingegen bereits am kommenden Wochenende beim Bergrennen in Homburg wiedersehen!{jcomments off}